Das GROW-Modell im Coaching: Klarheit schaffen, Ziele erreichen
- Christoph Klausing
- 23. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Das GROW-Modell gehört zu den international bekanntesten Coaching-Frameworks. Es bietet eine klare Struktur, um Herausforderungen zu sortieren, Ziele greifbar zu machen und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Gleichzeitig lässt es genügend Raum für individuelle Prozessgestaltung – ein Grund, weshalb es in Führungskräftecoaching, Organisationsentwicklung und persönlicher Beratung gleichermaßen eingesetzt wird.
Warum Struktur im Coaching entscheidend ist
Viele Menschen kommen ins Coaching, weil sie vor komplexen Entscheidungen stehen, sich in einem Konflikt verstrickt haben oder den nächsten Entwicklungsschritt planen, aber noch nicht wissen, wie. Das GROW-Modell schafft hier Orientierung. Es hilft, Gedanken zu ordnen und vom Problemfokus in die Lösungsenergie zu kommen – ohne vorschnelle Ratschläge oder Standardlösungen.
1. G – Goal: Was soll am Ende herauskommen?
Der erste Schritt ist die Zielklärung. Oft zeigt sich, dass die anfängliche Formulierung („Ich will weniger Stress“) zu unkonkret ist. Im Coaching wird herausgearbeitet:
Woran würden Sie erkennen, dass das Ziel erreicht ist?
Was würde sich konkret verändern?
Warum ist dieses Ziel gerade jetzt relevant?
Was wäre ein realistischer, aber herausfordernder Zielzustand?
Diese Phase schafft eine zentrale Voraussetzung für Erfolg: Ein greifbares, überprüfbares Ziel, das als Orientierung für den gesamten Prozess dient.
2. R – Reality: Wie sieht die aktuelle Situation aus?
In diesem Schritt wird die Ausgangslage präzise betrachtet. Dabei geht es nicht um Problemerzählungen, sondern um die Realität im Sinne einer arbeitsfähigen Bestandsaufnahme.
Typische Fragen sind:
Was funktioniert derzeit bereits gut?
Welche Faktoren erschweren die Zielerreichung?
Wer ist beteiligt?
Welche Annahmen prägen die eigene Wahrnehmung?
Was wurde bereits versucht – und mit welchem Ergebnis?
Eine realistische Standortbestimmung verhindert, dass Lösungen an der Wirklichkeit vorbeigehen.
3. O – Options: Welche Möglichkeiten gibt es?
Nun öffnet sich der Lösungsraum. Das Ziel ist nicht, die „perfekte“ Option sofort zu finden, sondern Vielfalt zu erzeugen.
Beispiele für Reflexionsimpulse:
Welche Wege könnten Sie theoretisch einschlagen – sogar die ungewöhnlichen?
Was wäre der kleinstmögliche sinnvolle Schritt?
Welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
Wer könnte Sie unterstützen?
Für viele Klient*innen wird in dieser Phase spürbar: Es gibt mehr Handlungsspielraum als gedacht.
4. W – Will / Way Forward: Was tun Sie konkret?
Im letzten Schritt entsteht Verbindlichkeit. Eine Option wird ausgewählt, konkretisiert und als nächster Handlungsschritt formuliert.
Typische Elemente:
Was tun Sie bis wann?
Welche Unterstützung brauchen Sie?
Was könnte die Umsetzung gefährden?
Wie stellen Sie sicher, dranzubleiben?
Dieser Schritt ist entscheidend, damit aus Erkenntnissen echte Veränderung wird. Das Coaching endet nicht mit der Frage „Was wäre möglich?“, sondern mit der Haltung „Was genau mache ich jetzt?“.
Stärken des GROW-Modells
Das Modell wird weltweit eingesetzt, weil es mehrere Vorteile bietet:
Klarer Prozess ohne starre Vorgaben
Flexibel anwendbar, von Führungskräfteentwicklung bis Konfliktklärung
Fördert Eigenverantwortung, statt Lösungen vorzugeben
Stärkt Entscheidungsfähigkeit, weil Optionen und Konsequenzen transparent werden
Etablierte Methode, die Führungskräfte oft schnell verstehen und übernehmen können
Gerade für Entscheider und Menschen mit Führungsverantwortung bietet GROW einen Rahmen, der sowohl analytisch als auch lösungsorientiert ist – ohne psychologisierend zu werden.
Wo das GROW-Modell besonders wirksam ist
Das Modell eignet sich besonders für Situationen, in denen:
ein konkretes Ziel sichtbar ist, aber der Weg dorthin unklar bleibt,
Entscheidungen vertagt oder blockiert werden,
komplexe Themen entwirrt werden müssen,
Konflikte neue Perspektiven brauchen,
Führungskräfte eine strukturierte Reflexion suchen, um Handlungssicherheit zu gewinnen.
Auch im nicht-beruflichen Bereich – etwa bei persönlichen Lebensentscheidungen, familiären Herausforderungen oder Neuorientierung – hilft die Struktur, Klarheit und Ruhe in belastende Situationen zu bringen.
Fazit
Das GROW-Modell ist mehr als ein Coaching-Werkzeug. Es ist ein Denkrahmen, der hilft, in schwierigen Situationen Orientierung zu finden, Klarheit zu schaffen und ins Handeln zu kommen. Es verbindet Struktur mit Offenheit – und genau das macht es für moderne Coachingprozesse so wertvoll.






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