Normen und Werte
- Christoph Klausing
- 16. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Nov.
Normen als Fundament organisationalen Verhaltens
Normen sind mehr als bloße Regeln. Sie sind wertgestützte Verhaltensanforderungen, deren Stärke sich aus zwei Faktoren speist:
Grad der sozialen Verankerung – Wie selbstverständlich werden sie im Team oder in der Organisation geteilt?
Klarheit der Formulierung – Sind sie explizit benannt oder wirken sie als unausgesprochene Orientierung?
In meinen postgradualen Studien an der Cologne Graduate School der Universität zu Köln habe ich mich intensiv mit diesen Wirkmechanismen beschäftigt. Normen beeinflussen in Organisationen nahezu alle Ebenen:
Entscheidungen: Was gilt als zulässig, wünschenswert oder ausgeschlossen?
Beziehungen: Wie direkt kommunizieren wir? Wie gehen wir mit Fehlern um?
Identität: Wofür stehen wir als Organisation – und welche Erwartungen werden an Einzelne geknüpft?
Damit wird klar: Normen sind keine Nebensache. Sie sind die „stille Architektur“, die das Verhalten ganzer Teams prägt.
Die Bedeutung von Normen im systemischen Coaching
Im systemischen Coaching kommt Normen eine zentrale Rolle zu. Denn systemisches Arbeiten bedeutet, nicht den Einzelnen isoliert zu betrachten, sondern ihn als Teil eines sozialen Systems mit eigenen Erwartungen, Regeln und Selbstverständlichkeiten.
Normen wirken hier als:
Rahmen für Handlungsmöglichkeiten
Erklärungsmodell für wiederkehrende Muster
Hebel für Veränderungsprozesse
Wer die zugrunde liegenden Wertestrukturen erkennt, kann Veränderung nicht gegen, sondern mit dem System voranbringen. Coaching wird dadurch zu einem Prozess, der nicht nur individuelle Entwicklung ermöglicht, sondern organisationale Dynamiken sichtbar macht.
Relevanz für Teamentwicklung, Veränderungs- und Strategieprozesse
Werte und Normen sind in nahezu allen Transformationsprozessen entscheidend – besonders dort, wo Teams neu ausgerichtet, Konflikte geklärt oder strategische Veränderungen umgesetzt werden sollen.
Teamentwicklung
Teams funktionieren selten aufgrund fachlicher Expertise allein. Entscheidend ist, welche Verhaltensanforderungen stillschweigend gelten. Beispielsweise:
Wird Widerspruch geschätzt oder vermieden?
Ist eigenständiges Arbeiten erwünscht oder wird strikte Abstimmung verlangt?
Welche Rolle spielen Loyalität, Tempo, Perfektion, Innovation?
Wenn Teams Schwierigkeiten haben, liegen die Ursachen oft weniger in Fähigkeiten, sondern in unterschiedlichen Normverständnissen. Transparenz schafft hier Orientierung und Konfliktprävention.
Veränderungsprozesse
Organisationen, die Veränderungen einführen wollen, scheitern häufig nicht an der fachlichen Konzeption, sondern an ungeschriebenen Erwartungen und kulturellen Mustern. Veränderung gelingt dann, wenn Normen erkannt, wertschätzend angesprochen und bewusst neu ausgehandelt werden.
Strategieprozesse
Strategie bleibt wirkungslos, wenn Kultur und Normen sie nicht tragen. Wer kulturelle Leitplanken kennt, kann Strategien entwickeln, die realistisch implementierbar sind – und von den Mitarbeitenden tatsächlich gelebt werden.
Werte sichtbar machen: Erfahrungen mit dem „New Work Explorer“
In meiner eigenen Führungsarbeit hat sich der „New Work Explorer“ als wirkungsvolles Instrument erwiesen, um Kulturprozesse greifbar zu machen. Das Tool ermöglicht es Teams und Führungskräften:
Werte und Normen strukturiert zu reflektieren
Unterschiede im Verständnis sichtbar zu machen
kulturelle Spannungsfelder konstruktiv zu bearbeiten
Entwicklungsrichtungen gemeinsam zu definieren
Diese Visualisierung schafft einen Raum, in dem Kultur nicht abstrakt bleibt, sondern gezielt gestaltet werden kann.
Normen und Werte sind der Hebel, um Organisationen wirksam zu entwickeln
Wer Zusammenarbeit gestalten möchte – sei es in Coaching-Prozessen, in der Führung oder in der Organisationsentwicklung – kommt an Normen nicht vorbei. Sie entscheiden darüber, wie stabil Prozesse laufen, wie resilient Teams auf Veränderungen reagieren und wie sich Identität im Unternehmen bildet. Normen sichtbar zu machen und aktiv zu gestalten ist daher kein „Soft Skill“, sondern eine zentrale Managementkompetenz.





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